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Romantilised oboekontserdid. Thomas Indermühle, Milan Turković. Camerata 2008
CAMERATA 2008
Romantilised oboekontserdid
Thomas Indermühle (oboe)
Eesti Riiklik Sümfooniaorkester
Dirigent Milan Turković
Johann Nepomuk Hummel (1778-1837)
1. Sissejuhatus, teema ja variatsioonid oboele ja orkestrile, op. 102 (13:05)
Johann Wenzel Kalliwoda (1801-1866)
Kontsertiino oboele ja orkestrile F-duur, op. 110
2. I Allegro con fuoco (5:25)
3. II Romanze. Adagio (3:56)
4. III Vivace (5:00)
Julius Rietz (1812-1877)
Kontsertpala oboele ja orkestrile f-moll, op. 33
5. I Andante sostenuto (4:52)
6. II Allegretto con moto (3:39)
7. III Allegretto animando (5:16)
Wilhelm Bernhardt Molique (1802-1869)
Kontsertiino oboele ja orkestrile g-moll
8. I Allegro vivace (2:29)
9. II Adagio (2:06)
10. III Allegro (8:30)
KOKKU: 54:35
Salvestatud: 7.-11. mail, 2007. aastal Tallinnas, Estonia kontserdisaalis
ARVUSTUSED
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Besonders populär scheint die konzertante Musik für Oboe heute nicht zu sein. Zwar ist, verstärkt durch den inzwischen wieder etwas abgeklungenen Hype um den Oboisten Albrecht Mayer, während der vergangenen Jahre so manches Werk im Konzertsaal erklungen; doch kann man nicht wirklich von einer weiten Verbreitung entsprechender Kompositionen reden – zumal meist immer wieder dieselben Stücke, allen voran die Oboenkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss, zur Aufführung gebracht werden. Weniger bekannt sind hingegen jene vier Werke, die der Oboist Thomas Indermühle und das Estonian National Symphony Orchestra unter Leitung von Milan Turkovic auf diese CD des Labels Camerata gebannt haben, um dadurch ein Panorama romantischen Komponierens für Oboe und Orchester zu entwerfen.
Eröffnet wird der Reigen von Johann Nepomuk Hummels noch im klassischen Tonfall verwurzelter Komposition ‚Introduktion, Thema und Variationen’ f-Moll op. 102 (1824), die bereits die ganzen Qualitäten der Aufnahme ankündigt: Wie Indermühle nach den ouvertürenartigen Anfangsakkorden den ersten Ton aus dem Nichts kommen und ihn in einen klagenden Seufzer münden lässt, wie er dann den drängenden Harmoniewechseln nachgibt oder umgekehrt den Verlauf kurzzeitig ins Stocken bringt, macht das Anhören zum Genuss. Der Solist überzeugt aber auch dort, wo er in technisch makellosem Spiel immer wieder überraschende Ausdrucksfacetten in die schwierigen Variationen einfließen lässt. Orchester und Dirigent begleiten all diese Ereignis mit Aufmerksamkeit für die unterschiedlichen Tonfälle, bleiben dezent und elastisch federnd im Hintergrund wenn der Solist agiert, zeigen sich jedoch in den immer wieder eingestreuten Einwürfen des Variationssatzes auch schön formulierend.
Besonders überzeugend ist die Aufnahme dort, wo die instrumentalen Klangfarben ein größeres Maß an Bedeutung gewinnen, etwa in Johann Wenzel Kalliwodas Concertino F-Dur op. 110: Im marschartigen Kopfsatz konkurriert die feine Instrumentation immer wieder mit der solistischen Oboe und verdeutlicht, dass der Komponist heute ungerechtfertigt zu einer Fußnote der Musikhistorie geworden ist. Das Orchester agiert warm im Klang und vermittelt ein geschlossenes Erscheinungsbild, wobei die Stimmungsumbrüche bei den verschiedenen Themen sowie bei den Satzübergängen eine flexible Handhaben des Tempos erkennen lassen. Indermühle kontrapunktiert dies mit einem sehr lebendigen Vortrag, dem es nicht an dramatischen Tönungen entbehrt, der aber schließlich in ein überschäumendes Vivace-Finale führt.
Auch das Konzertstück f-Moll op. 33 von Julius Rietz hat eine überzeugende Dramaturgie: Vor allem das drängende, vom Oboisten mit vielen Facetten vorgetragene Andante sostenuto, beeindruckt durch ein tolles Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester, bei dem die bis ins Letzte ausgereizte Kantabilität durch die vielen Farben des Holzbläsersatzes unterstützt wird. Eine kleine Perle ist dann noch Wilhelm Bernhardt Moliques Concertino g-Moll, das trotz seiner Kürze eine größere Verbreitung verdient. In der Nachbildung einer Gesangsszene einem Modell folgend, das der Geiger Louis Spohr mit seinem Violinkonzert Nr. 8 a-Moll op. 47 populär gemacht hatte, ist die eigenständige kompositorische Ausformung ganz auf den Gesang der Oboe und – die Aufnahme macht es deutlich – dessen dramatische Facetten zugeschnitten. Mit einem Wort: Die CD erweist sich als Geheimtipp für alle, die neue Höreindrücke suchen oder die Oboe schätzen. Schade nur, dass die Platte mit knapp 55 Minuten etwas kurz ist und man sich eigentlich noch ein zusätzliches Werk gewünscht hätte.
Dr. Stefan Drees