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EDVARD GRIEG – “Peer Gynt”. Paavo Järvi. Virgin Classics 2005
Peter Mattei (bariton)
Camilla Tilling (sopran)
Charlotte Hellekant (metsosopran)
Eesti Riiklik Sümfooniaorkester
Tütarlastekoor Ellerhein
Eesti Rahvusmeeskoor
(koormeistrid Tiia-Ester Loitme, Ants Soots)
Dirigent PAAVO JÄRVI
Maailma enimmüüdud klassikalise muusika ajakiri BBC Music Magazine tunnistas 15. märtsil 2006 selle plaadi aasta parimaks CDks orkestrimuusika kategoorias.
New York Times nimetas 16. detsemberil 2005 heliplaati “Peer Gynt” märkimisväärseks saavutuseks ja 2005. aasta parimaks üllatajaks klassikalise muusika vallas.
“Seda, mida me plaadilt kuuleme, esitatakse erilise naudinguga /…/ Koorilaulus on teravust ja ERSO kõlab suurepäraselt – värvikalt ja rikkaliku atmosfääriga.” (Matthew Rye. The Daily Telegraph)
“Selles suurepärases uues salvestuses /…/ on sündinud peen, põnev esitus ERSO, tütarlastekoor Ellerheina, RAMi ja kolme hea laulja poolt.” (Anthony Tommasini. New York Times)
ARVUSTUSED
Peer Gynt – fast komplett
Edvard Griegs Schauspielmusik zu Henrik Ibsens Schauspiel ‘Peer Gynt’ ist eines jener Werke der Musikgeschichte, aus dem mehrere Einzelteile ein Eigenleben zwischen Wunschkonzert, Kitsch, zigfachen Bearbeitungen und Werbung fristen. Die Melodien der ‘Halle des Bergkönigs’ von ‘Solveigs Lied’ oder die ‘Morgenstimmung’ gehören zu den populärsten des Komponisten. Die vollständige, mehr als einstündigen Schauspielmusik, der diese Nummern entnommen wurden, ist jedoch ungleich unbekannter. Grieg selbst hat dazu beigetragen, als er nach dem Erfolg der Schauspielmusik, zwei eigenständige Suiten verfaßte, die noch heute fester Bestandteil des Konzertrepertoires sind.
Ibsens ‚nordischer Faust’, wie der ‘Peer Gynt’ ob seiner philosophischen Tiefe und literarischen Bedeutung, gerne genannte wird, ist ein großangelegtes Welttheater, mit vielen wechselnden Schauplätzen und Situationen. Griegs bunte Partitur unterstreicht diesen Aspekt.
Die vorzügliche Einspielung der (fast) gesamten Schauspielmusik durch das Estonian National Symphony Orchestera aus Tallin unter Paavo Järvi demonstriert, dass Griegs dramatisches Gespür weit mehr als die Summe seiner populären Teile ist. Griegs Fähigkeiten Stimmungen in knappen Zügen charakteristisch zu fassen, fügt sich hier zum großen Tableau des Weltfahrers Peer Gynt, voll von überwältigenden Orchesterfarben, rhythmisch explosiven Passagen der Volkstänze, kammermusikalisch intime Szenerien und tonmalerischen Episoden. Für großes Orchester, Chor und drei Gesangssolisten gesetzt, bleibt immer wieder Raum für Details.
Musikalisch erstklassige Interpretation
Bemerkenswert aus der Fülle der Eindrücke ist der zarte Dialog der Stimmen in ‘Solveigs Lied’ und das fein abgestufte Streicherbett in ihrem abschließenden ‘Wiegenlied’, beides von Camilla Tilling mit berückend schönen Tönen ihres warmen Soprans und lupenreiner Intonation in den Vocalisen gestaltet. Peter Mattei verleiht der Serenade des Titelhelden seinen geschmeidigen, deutlich artikulierenden Bariton und Charlotte Hellekant macht selbst mit ihrem Miniauftritt als Anitra Eindruck. In ‘Aases Tod’, der so schnell in platter Sentimentalität untergehen kann, fließt die Musik ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Der ‘Schiffbruch’ wird zum sorgfältig ausbalancierten Tongemälde. Die Bläsersolisten des Orchesters brauchen die Konkurenz bekannterer Klangkörper nicht zu scheuen (man höre beispielsweise die exquisiten Hörner in ‘Peer Gynt vor der Memnonsäule).
Und Pavo Järvi gelingte es grandios die Klangeffekte der Partitur umzusetzen: selbst bekannte Stellen, wie in der ‘Halle des Bergkönigs’ bekommen so neue Kraft; mit sicherem Gespür für die Wirkung wird dort der Choreinsatz vorbereitet. Järvi versteht es, eine Balance zwischen dem großem, romantischen Orchesterklang des im Klangfarbenrausch schwelgenden Estonian National Symphony Orchestra und der Beweglichkeit der einzelnen Partiturteile herzustellen. Die 20 eingespielten (der insgesamt 26 Nummern) der Schauspielmusik entwickeln beim Hören dieser Aufnahme eine Sogwirkung and atmosphärische Dichte, die vergessen machen, dass es sich um die Reihung einzelner, meist unzusammenhängender Episoden der Schauspielmusik handelt. Die Tempi, die Järvi anschlägt, sind zügig, sein Zugriff teils sehr direkt (‘Anitras Tanz’) – so entsteht eine recht theatralische Wirkung, was beim bloßen Hören der Musik ohne die dazugehörigen Dialoge kein Nachteil ist. Der äußerst akzentuiert musizierte ‘Arabischen Tanz’ oder die derben Bauerntänze geraten auch deswegen so lebendig und unmittelbar.
Zu erwähnen bleibt, dass es nicht die vollständige Partitur ist, die hier eingespielt wurde: die Melodramen mit ihrem gesprochenen Text fehlen ebenso, wie einige kürzere Orchesterstücke (z.B. Die Jagd Peer Gynts durch die Trolle); angesichts der Spielzeit von nur 60 Minuten ist das unverständlich. – Die Aufnahmequalität läßt mit ihrem warmen, vollen Klangbild keine Wünsche offen und unterstützt mit ihrem breiten Klangpanorama den Akzent eines großen symphonischen Werkes. Das Beiheft bietet die gesungenen Texte und eine knappe Werkeinführung.
Eine auf jeden Fall empfehlenswerte Einspielung!
(Uwe Schneider. klassik.com)
The Daily Telegraph
Since the complete score of incidental music to Ibsen’s Peer Gynt was finally published in the 1980s, the richness of Grieg’s inspiration – only part of which comes across from the familiar suites – has become fully apparent. This new recording includes about two thirds of it, but in doing without the speaking voices that gave so much to the previous recordings by Herbert Blomstedt (Decca: similarly a single-disc “potted” version) and Neeme Järvi (DG, complete), Paavo Järvi deprives himself of the kind of melodramatic numbers, such as “Peer Gynt and the Great Bøyg”, that really bring the drama to life – despite being in Norwegian.
Without that sense of narrative, the effect is more like an extended suite, for all the vocal snippets. Yet what we do have is performed with relish, with Camilla Tilling a moving Solveig and Peter Mattei and Charlotte Hellekant making the most of their cameos as Peer and Anitra. The choral singing has bite and the playing of the Estonian National Symphony Orchestra is superb – full of colour and much-needed atmosphere.
Matthew Rye
The Sunday Times. June 26, 2005
The two suites Grieg drew from his incidental music to Ibsen’s dramatic poem were once concert classics, but are rarely heard live today except as “classical pop”. Since the publication, in 1987, of a critical edition of the complete incidental music he wrote for the first Oslo staging of Peer Gynt in 1876, the extended score, enlarged by chorus and two extra soloists, has gained wide currency. Paavo Jarvi follows the complete recording (DG) by his father, Neeme Jarvi, with this substantial selection, including all of the popular movements from the suites. His Estonian forces are rugged interpreters of this familiar work, bringing an earthy folksiness to music depicting the Hall of the Mountain King. The Swedish soloists are all good, with Peter Mattei in Peer’s Serenade and Camilla Tilling in Solveig’s songs especially idiomatic.
Hugh Canning
The Guardian. May 13, 2005
“Like father, like son,” they say. Here we find Paavo Jarvi tackling Grieg’s incidental music for Ibsen’s Peer Gynt, a work his father, Neeme, famously recorded for Deutsche Grammophon 18 years ago. Both versions make strong cases for a fuller performing edition than the familiar suites, though Paavo, unlike his papa, omits the sequences that are meant to accompany dialogue, which is a mistake.
On the plus side, Paavo is the more dramatically incisive of the two. There is some exceptional playing from the Estonian National Symphony Orchestra, while the chorus have a whale of a time as the Trolls, egging each other on to bite Peer’s bum in The Hall of the Mountain King. The soloists are excellent, too. Peter Mattei is the swollen-headed Peer, Camilla Tilling a dignified, unsentimental Solveig and the incomparable Charlotte Hellekant a camp but lethally seductive Anitra.
Tim Ashley